Zwischen Kuhglocken und Qi Gong

29. Jul 19 | Allgemein

Das Posthotel Achenkirch verbindet Tradition und Moderne
Perfekt zu erleben beim jährlichen Almabtrieb

Für so manchen geht dabei ein Kindheitstraum in Erfüllung, mal mit dabei sein zu dürfen; für andere ist so ein Almabtrieb einfach ein großes Fest. Denn sofern die Tiere die Almweidezeit unbeschadet überstanden haben, darf wahrlich gefeiert werden. Vor allem der prächtige Kopfschmuck und die großen Glocken, die um den Hals baumeln, machen aus den Protagonisten beliebte Fotomotive. Gab es während des Sommers ein Unglück, kehren die Kühe hingegen ungeschmückt oder mit einem Trauerflor in „stiller Heimfahrt“ ins Tal zurück. Doch dies ist nur selten der Fall, und im Posthotel Achenkirch in Tirol, das gerade sein 100-jähriges Jubiläum feiern durfte, ist es bereits seit 1983 liebgewonnene Tradition, dass Gäste den Brauch des Almabtriebs aus nächster Nähe miterleben dürfen. Immerhin zählen zur Landwirtschaft des Resorts am Achensee rund 30 Milchkühe mit ihren Kälbern. Doch zuvor heißt es natürlich, hoch auf den Berg zu wandern, wo die Tiere die warmen Monate verbracht haben. Hoteldirektor Karl Reiter lässt es sich nicht nehmen, die Gruppe persönlich anzuführen. Eineinhalb Stunden Gehzeit seien zu bewältigen, liegt doch die Falkenmoosalm auf 1300 Metern Höhe, und gestartet wird auf gut 900 Metern. Dass die weniger geübten Wanderer allerdings deutlich länger brauchen, wird sich noch herausstellen – und festes Schuhwerk sich bewähren. Rasch geht es auf teils recht schmal werdenden Wanderwegen durch nebelverhangenen Nadelwald, an Wasserfällen und Bachläufen vorbei, und an manchen Stellen geht es steil hinunter und vor allem hinauf. Daher ist die Erleichterung groß, als nach gut zwei Stunden in der Ferne die Alm zu erahnen ist; immerhin lässt sich hier oben nun auch die Sonne blicken, während im Tal noch der Nebel hängt. So entschädigt ein Postkartenpanorama mit blauem Himmel für einen doch recht anstrengenden Aufstieg.

Auf der Terrasse der Alm spielt schon die Musik, die schnellsten Wanderer sitzen bereits beim Essen. Denn die Hotelprofis wären keine guten Gastgeber, wenn es hier oben nicht reichlich Stärkung gäbe. Neben einer herzhaften Suppe gehören Brot, Käse und Speck zur reichhaltigen Jause. Nach einem traditionellen „Schnapserl“ steht allerdings nicht jedem der Sinn. Sowieso ist es viel spannender, einen Blick in den Stall zu werfen, wo die Kühe schon ungeduldig warten und ihre Glocken umgebunden bekommen. Auch für sie ist es heute ein ganz besonderer Tag, aber bevor der Almabtrieb losgehen kann, braucht jede noch ihren mehr oder weniger hoch aufragenden Kopfschmuck. Hierfür sind Zweige, Blumen und bunte Bänder teils kunstvoll verflochten worden, in manche sind Heiligenbilder oder Sprüche eingearbeitet. Ein großes Schauspiel dann auch, wenn die ganze Herde bergab über die erste große Wiese galoppiert; da will man nicht im Wege stehen. Angeführt von Karl Reiter geht es dann annähernd in Reih und Glied und flotten Schrittes gen Tal, wobei die zahlreichen Hirten teils ihre liebe Mühe haben, wenn die eine oder andere Kuh ausbüxt. Doch alle erreichen gesund und munter das Tal, und bevor die Tiere in ihrem Winterstall ankommen, geht es direkt am Posthotel vorbei, wo sich auch die übrigen Gäste zum Spalierstehen eingefunden haben. Die müden Wanderer werden abermals mit kulinarischen Leckereien wie frischen „Kircherln“ mit Zwetschgenkompott empfangen.

Doch damit fängt die Feier rund um den 35. Almabtrieb im Jubiläumsjahr des Hotels erst so richtig an. Denn am Abend geht es im aufwändig dekorierten Festzelt am Ampelsbacher Hof mit Livemusik, Tanz, guter Stimmung und einem üppigen Tiroler Buffet weiter. Die meisten sind passend alpenländisch gekleidet, den Filzhut und ein Lebkuchenherz gibt es für jeden noch dazu. Draußen legt sich die Abendsonne über den Ort, der von diesem leicht erhöhten Punkt aus gut zu überblicken ist. Auch die Kühe grasen nun ganz in der Nähe und erholen sich von der anstrengenden Tour.

Erholung ist übrigens ein gutes Stichwort, denn das Posthotel, das sich als „5-Sterne-Wellnessresort für Erwachsene“ positioniert, hat mit einer 7000 Quadratmeter großen Wasser- und Saunawelt zum Thema Entspannung viel zu bieten. Die Gäste sollen sich in einem „ganzheitlichen Kosmos des Wohlgefühls“ tummeln und sowohl die Sport- und Spa-Möglichkeiten nutzen als auch den kulinarischen Genüssen frönen. Immerhin belegte das Haus den zweiten Platz beim „Wellness

Heaven Awards 2018“, was die Kulinarik betrifft. Ebenfalls im vergangenen Jahr wurde die Küche mit zwei Hauben und 15 Punkten im Gault&Millau ausgezeichnet. Das Gesundheitsrestaurant Tenzo vereint regionale Produkte und nachhaltigen Genuss – „High-EnerQi-Kulinarik“ – mit Elementen der klassischen sowie der traditionellen Chinesischen Medizin. Wer mag, beantwortet vor dem Essen einen Fragebogen, um seinen individuellen Yin-Yang-Ausgleich zu bestimmen und ein entsprechend konzipiertes Hauptgericht zu wählen. Selbst mit einem Dessert, das „für guten Schlaf“ sorgen soll, kann man also nichts falsch machen. Getreu dem Motto „Essen, das so glücklich macht, muss gesund sein“.

Schon sein Vater hätte „das Verbindende gelebt“, erzählt Karl Reiter, der sich dem Buddhismus zugeneigt fühlt und von fernöstlicher Kultur inspirieren lässt. Bereits die Anfänge der „Wellness“-Zeit vor bald 40 Jahren haben das Haus geprägt, sehr früh wollte man die regionale westliche Tradition mit den asiatischen Elementen des gesunden Lebens vereinbaren. Achtsamkeit, Meditation und Spiritualität haben hier ihren festen Platz, die Kreativ- und Seminarräume werden ebenso fleißig genutzt wie die Lese-, Spiel- und Ruhebereiche. Insgesamt sei das Haus sehr stark von der Identität der Familie geprägt, so der Hoteldirektor in vierter Generation. Nicht überraschend daher, dass er auch bei der umfassenden Erweiterung und Renovierung in den vergangenen Jahren den eigenen Grundsätzen treu blieb: Moderner, gesunder Lifestyle und beispielsweise SigNature Suiten, die nach dem japanischen Ästhetikkonzept „Wabi Sabi“ konzipiert wurden – also natürliche Materialien in schlichten, edlen Formen und immer mit Blick in die freie Natur.

Reiters kleine Tochter darf ab und zu der Oma bei der Dekoration helfen, weiß aber genauso wie ihr Bruder, dass sie sich unauffällig verhalten muss. Denn für Gästekinder bis 14 Jahre ist das Hotel tabu. Hier will man sich bewusst auf die Bedürfnisse der Erwachsenen konzentrieren – ein Konzept, das kritisiert wurde, aber auch Zustimmung fand. Diejenigen, die zum jährlichen Almabtrieb kommen, sind jedenfalls hellauf zufrieden. In diesem Jahr ist es am 18. September wieder soweit, buchbar mit fünf Übernachtungen im Paket „Almrausch“.

www.posthotel.at

Redaktion: Stephanie Kreuzer

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